Cradle to Cradle aus nationalen Roadmaps in europäische Gesetze bringen

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Cradle to Cradle aus nationalen Roadmaps in europäische Gesetze bringen

Cradle to Cradle aus nationalen Roadmaps in europäische Gesetze bringen 1116 835 C2C LAB

LadejaGodinaKošir ist eine der zentralen europäischen Netzwerkerinnen für eine umfassende Kreislaufwirtschaft. Im ersten englischen LAB Talk erklärt sie im Gespräch mit Tim, warum CradletoCradle in den Action Plan Circular Economy einfließen sollte und warum nationale Roadmaps dafür eine gute Voraussetzung sind.  

Dass Ladeja Godina Košir eine überzeugte Europäerin ist, zeigt sich allein daran, dass sie fünf Sprachen spricht. Darunter ein wenig Deutsch, ihre Muttersprache Slowenisch und Englisch. Im ersten englischen LAB Talk wurde aber auch darüber hinaus deutlich, dass ihr die Entwicklung und Zukunftsfähigkeit der EU und Europas am Herzen liegt. Und, dass sie eine Transformation der europäischen Wirtschaft in eine echte Kreislaufwirtschaft als den Weg sieht, diese Zukunftsfähigkeit zu sichern.  

Die dreifache Mutter ist nicht nur Gründerin und Executive Director der slowenischen Stakeholder-Plattform Circular Change, sondern leitet seit 2017 auch die Koordinationsgruppe der European Circular Economy Stakeholder Platform, die unter anderem von der EU-Kommission gegründet wurde.  In der Koordinationsgruppe sind 24 Organisationen, Branchenverbände und NGOs vertreten, die die Einführung einer europäischen Kreislaufwirtschaft vorantreiben wollen. “Wir wollen die Botschaft verbreiten, zum Mitmachen einladen, unser Wissen sowie Praxisbeispiele teilen”, erklärte Ladeja beim LAB Talk am 28. Mai im Gespräch mit Tim.  

Natürliche Kreisläufe als Vorbild nehmen  

Der Kern ihrer Botschaft: Kreislaufwirtschaft sei ein Werkzeug, um unsere Lebensqualität künftig zu erhalten. Als Vorbild und Argument dafür dienten die Kreisläufe der Natur. “Wenn man seinen logischen Menschenverstand nutzt und darüber nachdenkt, was es braucht, um Lebensqualität und einen bestimmten Lebensstandard zu erhalten, dann kommt man automatisch zur Circular Economy”, so Ladeja.  

Wie auch Tim, erkennt Ladeja einen Trend, dass sich diese Erkenntnis zunehmend durchsetzt. Vor fünf Jahren sei Kreislaufwirtschaft lediglich unter politischen Entscheidungsträger*innen ein gängiger Begriff gewesen. Für die meisten Wirtschaftsakteur*innen sei es dabei lediglich um Abfallmanagement gegangen. “Langsam sehen wir, dass die Wirtschaft darin eine branchenübergreifende Chance erkennt”, so Ladeja. Auch C2C NGO wolle Politik und Unternehmen an einen Tisch bringen, so Tim. “Alle Stakeholder zu vernetzen und so Cradle to Cradle voranzubringen ist Kern unserer Arbeit. Denn unsere Ziele werden wir nur erreichen, wenn alle an einem Strang ziehen”, sagte er.   

Allerdings, auch da stimmten die beiden überein, halte die Angst vor Veränderung viele Entwicklungen nach wie vor auf. Dabei, so Ladeja, sei es wichtig, Herausforderungen anzunehmen und Veränderungen als Chance zu erkennen, die Dinge besser zu machen. “Gerade treffen mit   Corona und der Klimakrise zwei Krisen aufeinander. Das lähmt die Menschen. Aber wir müssen für neue Lösungen und den Umgang damit offenbleiben”, sagte sie. Der Wille, Umzudenken, sei auf dem Weg zu einer lebenswerten Zukunft für alle wichtiger als einzelne Bausteine wie etwa die zweifelsohne benötigte Senkung der CO2-Emissionen.   

Bausteine unseres Systems neu zusammensetzen 

Corona habe gezeigt, dass viele Systeme, in denen wir uns bewegen, nicht mehr funktionieren. Sie nannte das Gesundheits- und Bildungswesen sowie das Wirtschaftssystem als Beispiele dafür. Um auf die künftigen Herausforderungen für Menschen und die Umwelt reagieren zu können, sei es daher notwendig, diese Systeme umzubauen. “Wie bei einem Lego-Bauwerk müssen wir die einzelnen Bauteile voneinander trennen und das Bauwerk neu aufbauen. Wir lösen unsere Probleme nicht, indem wir zurück in die Höhle kriechen und verzichten, sondern indem wir neue Wege gehen”, so Ladeja.  

Auch der Weg zu einer europäischen Kreislaufwirtschaft bestehe aus vielen einzelnen Bauteilen, so Ladeja, und meint damit vor allem nationale Roadmaps. Ladeja schrieb 2016 an der National Roadmap Circular Economy in Slowenien mit und erzählte, welche Erfahrungen sie daraus für ihre Arbeit auf europäischer Ebene zog. “Wir müssen regionale Unterschiede beachten. In einem Land, das früher kommunistisch war, braucht es andere Herangehensweisen, um die Menschen davon zu überzeugen, dass beispielsweise Sharing-Modelle zukunftsfähig sind und die Menschen dafür nicht zurückstecken müssen”, sagte sie. Dort habe Eigentum aus historischen und kulturellen Gründen einen ganz anderen Stellenwert als in anderen Ländern. Die Roadmaps ermöglichten wichtige Einblicke in die regionalen Gegebenheiten und die dortigen Stakeholder und eine steile Lernkurve von Region zu Region. “Das ist eine gute Ausgangsbasis für eine breite Einführung von Kreislaufwirtschaft”, ist sie überzeugt. Das entspricht auch dem Gedanken von Cradle to Cradle. Die C2C Denkschule beinhaltet, dass regionale Unterschiede und Vielfalt in der Ausgestaltung einer C2C-Welt beachtet und positiv genutzt werden.  

CradletoCradle in den Aktionsplan Kreislaufwirtschaft einbringen 

Diese Gangart ist für Ladeja auch die einzige Möglichkeit, auf globaler Ebene etwas zu bewegen. Es funktioniere nicht mehr, etwa Entwicklungsländern Denkweisen überstülpen zu wollen. Insbesondere, wenn es um Klima- und Umweltschutz gehe. “Viele Menschen in diesen Ländern leben besser mit der Natur im Einklang als wir es tun”, so Ladeja. Stattdessen müsse zusammengearbeitet werden, um gemeinsam Lösungen zu finden, die auf regionaler und globaler Eben funktionierten.  

Das Konzept Kreislaufwirtschaft und Cradle to Cradle als breiterer Ansatz müssen für Ladeja dabei Hand in Hand gehen. “Die Koexistenz von Menschen und Umwelt, die bei Cradle to Cradle elementar ist, muss auch im Sinne der Kreislaufwirtschaft stärker betont werden. Der technologische und der biologische Kreislauf werden bei C2C nicht nur perfekt beschrieben, sondern vor allem auch durch Lösungen möglich gemacht”, sagte sie. Das gelte auch für jene Bereiche wie Textilien, Plastik oder den grundsätzlichen Umgang mit Ressourcen, die im Aktionsplan Kreislaufwirtschaft der EU enthalten sind. Daher sollte ihrer Meinung nach möglichst viel C2C in diesen Aktionsplan einfließen. “Viele C2C-Standards könnten dazu beitragen, die Transformation schneller voranzubringen”, so Ladeja abschließend.